Jedes fünfte Reptil weltweit ist bedroht

Reptilien existieren seit mehr als 300 Millionen Jahren. Jetzt allerdings müssen sie um ihr Überleben kämpfen: Jedes fünfte Reptil auf der Erde ist inzwischen vom Aussterben bedroht, das zeigt eine erste umfassende Analyse ihres Bedrohungsstatus durch mehr als 200 Forscher im Auftrag der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Trotzdem aber ist über die Zahl der Reptilienarten und ihren Status erstaunlich wenig bekannt, wie die Forscher berichten. Zwar seien 9.084 Spezies dieser Tiergruppe bisher beschrieben, aber molekularbiologische Indizien sprechen dafür, dass es noch zahlreiche unbekannte Reptilienarten gibt. Und von den bekannten Arten sind bisher nur 35 Prozent für die Rote Liste der bedrohten Arten überhaupt bewertet worden. Halbwegs vollständige Erhebungen gebe es nur für Europa und einige Inselgruppen, der Reptilienbestand im Rest der Welt sei nur extrem lückenhaft erfasst, so Böhm und ihre Kollegen.

Um dies zu ändern, haben die Wissenschaftler nun erstmals einen globalen Status der Reptilien in ihrer Studie ermittelt. Dafür analysierten sie die Verbreitung und die Gefährdung einer Stichprobe von 1.500 Arten aus allen Gruppen der Reptilien. Sie untersuchten dabei sowohl, welche Arten besonders bedroht sind, als auch, wo die Hotspots der Gefährdung liegen.

Das Ergebnis: Durchschnittlich 19 Prozent der Reptilienarten weltweit sind akut vom Aussterben bedroht. Damit liegen in punkto Gefährdung zwar hinter Amphibien und Säugetieren, aber noch vor den Vögeln, wie die Forscher erklären. Deutlich höher liegt die Zahl der bedrohten Reptilien allerdings bei den im Meer und im Süßwasser lebenden Arten: Dort sind es sogar 30 Prozent. Betrachte man nur die Gruppe der Schildkröten, steige die Zahl der bedrohten Arten sogar auf gut die Hälfte.

"Unsere Ergebnisse läuten die Alarmglocken für diese Tiergruppe und ihren Bedrohungszustand weltweit", konstatiert Philip Bowles von der IUCN-Kommission. Gleichzeitig ermögliche das genauere Wissen darum, wodurch und wo die Reptilien besonders gefährdet seien nun auch einen gezielteren Schutz. Als Hotspots der Bedrohung identifizierten die Forscher die Karibik, Madagaskar, die ecuadorianischen Anden, den Nordosten Indiens und Zentralasien, sowie den Osten Chinas und einige Pazifikinseln. Aber auch in Europa und Nordamerika gebe es zahlreiche Arten, die bereits als potenziell gefährdet gelten, betonen Böhm und ihre Kollegen.

Quelle: Scinexx, 18.02.2013
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-15589-2013-02-18.html