Vortrag des Biologen Dr. Bruno Hügel bei der Jahresversammlung des Bezirks-Bienenzuchtvereins Eichstätt

Der Biologe Dr. Bruno Hügel von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt war der Gastredner bei der Jahresversammlung des Bezirks-Bienenzuchtvereins Eichstätt. Hügel ging zunächst auf das im November vergangenen Jahres erschienene Buch des holländischen Toxikologen Dr. Henk Tennekes "A Disaster in the Making" ein. Der Autor legt darin dar, dass der drastische Rückgang zahlreicher Vogelpopulationen mit der Verringerung von Insekten in Zusammenhang stehen dürfte. Fliegen-, Schmetterlings- und Käferarten, die der Vogelwelt als Nahrung dienen, werden nach Ansicht des holländischen Wissenschaftlers durch die Anwendung von so genannten Neonikotinoiden in der konventionellen Landwirtschaft reduziert. Eines dieser Pestizide, Clothianidin der Firma Bayer CropScience, werde für das dramatische Bienensterben 2008 in Baden-Württemberg verantwortlich gemacht. Damals wurden insgesamt über 11 000 Bienenvölker der Rheintalebene mit diesem Pflanzenschutzmittel kontaminiert. Die Verunreinigung kam dadurch zustande, weil Beizstäube von Mais-Saatgut durch den Wind abdrifteten und diese Stäube dann mit den Bienen in Berührung kamen.
Die Vergiftung der Bienen und anderen Insekten erfolgt jedoch noch über einen anderen Weg: Bienen stillen ihren Wasserbedarf zum Teil über das Guttationswasser von Pflanzen. Im Internet wirbt Bayer CropScience damit, dass Neonikotinoide "nicht nur zu den sichersten Pflanzenschutzmitteln für Anwender und Verbraucher, sondern bei sachgerechter Anwendung auch zu den umweltverträglichsten Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen" zählen, fuhr Hügel fort. Er erklärte den Imkern, dieser Widerspruch zwischen den Behauptungen des Herstellerkonzerns für Pestizide und den Befunden von Dr. Tennekes dürfte darin begründet sein, dass die bislang geltenden Grenzwerte weitgehend aus Kurzzeit-Tests abgeleitet seien, welche zudem von der Industrie selbst durchgeführt worden seien. Daneben seien aber Langzeitwirkungen zu erforschen und müssten auch Kreuzwirkungen von Wirkstoffen in Betracht gezogen werden.

Die Politik sei gefordert, entsprechende Untersuchungen durch unabhängige Wissenschaftler zu veranlassen sagte Hügel. Akut sei zu fordern, Gifte aus der Reihe der Neonikotinoide aus dem Verkehr zu ziehen, falls sich die von Dr. Tennekes ermittelten Forschungsergebnisse durch weitere Untersuchungen als zutreffend erweisen sollten.

Quelle: Donaukurier, 04.04.2011
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