Dem Maikäfer geht es „erbärmlich“

Maikäfer (Melolontha) fliegen noch – aber auch in Brandenburg immer seltener. Naturschützer warnen: Geht der Bestand der nützlichen Käfer weiter zurück, sind viele Vögel vom Hungertod bedroht. Aber nicht nur als Vogelfutter braucht die Natur den Maikäfer. Die meisten Menschen kennen den Käfer mit den harten brauen Flügeln höchstens noch aus Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ oder als Sumsemann in „Peterchens Mondfahrt“. An Massenvorkommen des Maikäfers kann sich vielerorts nur noch die heutige Großelterngeneration erinnern.

„Ich freue mich inzwischen über jeden Maikäfer, den ich sehe“, sagt Werner Kratz, Landes-Vize des Naturschutzbunds (Nabu). Die Situation des Maikäfers sei heutzutage „erbärmlich“, weil man den Insekten vor allem mit dem Pestizid DDT in den 50-er und 60-er Jahren fast vollständig den Garaus gemacht habe. Plötzlich war der Käfer so gut wie ausgerottet – was sich bis in die heutige Zeit auswirkt. „Wir haben große Sorgen, dass der Maikäfer nicht mehr seine ökologische Funktion erfüllen kann“, erklärt Kratz.

Der Naturschützer warnt deshalb davor, den Maikäfer ausschließlich als Schädling zu betrachten, der die Blätter der Bäume kahl frisst. Die Art sei unter ökologischen Gesichtspunkten sehr nützlich, weil sich ihre Käferlarve im Erdreich bewege. „Die Maikäfer sind Ingenieure im Boden – sie graben wie der Regenwurm Erde um“, erklärt der stellvertretende Nabu-Landesvorsitzende.

Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer, so genannt nach der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Die als Engerlinge bekannten, bis fünf Zentimeter großen Maikäferlarven entwickeln sich meist vier Jahre lang vollständig im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. „Die Schäden können ein Problem für Jungbäume sein“, sagt Kratz. Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter. Die Larven überwintern bis zu einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann etwa Ende April – daher ihr Name Maikäfer.

In Brandenburg flirren die braunen Käfer seit ein paar Jahrzehnten nur noch selten umher, auch wenn chemische Maikäfer-Bekämpfungsmittel in Deutschland nicht mehr zugelassen sind. „Der Maikäfer ist kein Thema mehr“, sagt Kratz. Dies habe weitreichende Folgen für die Nahrungskette. „Den meisten Vogelarten geht es schlecht, weil kein Futter da ist.“

Quelle: Märkische Allgemeine, 17.05.17
http://www.maz-online.de/Brandenburg/Dem-Maikaefer-geht-es-erbaermlich